Die Region Stuttgart als Verbund der Landeshauptstadt mit fünf Landkreisen im unmittelbaren Umfeld ist eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands, was in einer hohen Kaufkraft und starken Anziehungskraft für Arbeitskräfte resultiert. Dies wirkt sich auch auf einen hohen Flächenbedarf für Wohnen und Gewerbe aus, hinzu kommt die Bereitstellung von Flächen für Freizeit und Naherholung, für geschützte Naturräume, nicht zuletzt für Ausgleichsflächen zur Kompensation von Flächeneingriffen sowie die Energieerzeugung. Dieser Flächendruck richtet sich weitestgehend auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Landwirtschaft in der Region zeichnet sich durch ihre vielseitig strukturierten Kulturlandschaften aus und trägt über ihre Produktions- und Versorgungsfunktion hinaus die Verantwortung für die Sicherung einer hohen Umwelt- und Lebensqualität, beispielsweise durch ihre Regulations-, Schutz- bzw. Ökosystemleistungen. Dennoch: Der Sektor ist – neben dem Flächendruck – weiteren Faktoren wie z.B. attraktive außerlandwirtschaftliche Erwerbsalternativen, aber auch globale Aspekten wie den Auswirkungen des Klimawandels oder Anpassungen an verschärfte Umweltauflagen ausgesetzt.
Die Region bietet mit ihrer hohen Kaufkraft, ihrem ausgeprägten Regionalbewusstsein und ihrer leistungsfähigen Landwirtschaft grundsätzlich gute Voraussetzungen um ein zukunftsfähiges Ernährungssystem zu entwickeln, das einen relativ hohen Versorgungsgrad mit regionalen Nahrungsmitteln gewährleistet, den Verbraucherwünschen gerecht
wird und den Landwirten einen höheren Anteil in der Wertschöpfungskette sichern kann. Auch besteht Potenzial, gezielt neue Märkte am Rande der Landwirtschaft zu erschließen um so die Situation der landwirtschaftlichen Betriebe zu stabilisieren und attraktive Perspektiven für die Nachfolgegenerationen zu schaffen (z.B. Landtourismus, Gastronomie, soziale Landwirtschaft).
Die Forschungsgruppe ART wurde zusammen mit neuland+ und dem Institut für Ländliche Strukturforschung vom Verband Region Stuttgart beauftragt, den Status sowie die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft in der Region zu analysieren. Konkret wurde zunächst unter der Federführung von ART eine Grundlagenanalyse zur Entwicklung des Sektors und der Flächennutzung vorgenommen. In einem weiteren Arbeitspaket wurden die bestehende Direkt- und Regionalvermarktung-Angebote untersucht, indem beispielsweise typische Regionalprodukte und ihre Wertschöpfungsketten identifiziert, sowie Versorgungsgrade, Verbraucherverhalten, Markttrends und -Potenziale abgeschätzt wurden. Darüber hinaus wurde im Hinblick auf Diversifizierungspotentiale die Nachfragesituation in bestimmten Aktivitäten (z.B. Produkt-Wertschöpfungsketten, Bioökonomie, Erneuerbare Energien, Soziale Dienstleistungen) untersucht. In einem vierten Arbeitspaket wurde die Bedeutung der gesellschaftlichen Leistungen erforscht, u.a. mit Fragestellungen zum Anteil der benötigten Flächen zur Gewährung von ökologischen Ausgleichsfunktionen, zur Identifizierung von Landnutzungskonflikten sowie daraus abgeleitete mögliche Ansatzpunkte zur Inwertsetzung der gesellschaftlich zunehmend geforderten Leistungen um diese auch wirtschaftlich attraktiv zu machen. Um die Ergebnisse der Arbeitspakete bewerten und die ableitbaren Handlungsempfehlungen prüfen und anzupassen zu können, wurden Fokusgruppen-Workshops mit ausgewählten Expertinnen und Experten sowie Interessensvertretungen durchgeführt. Abgerundet wird das Projekt von einer Abschlussveranstaltung sowie der Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen zu regional relevanten Themenschwerpunkten und deren Priorisierung Hinweise zur (Weiter-) Entwicklung von Instrumenten oder der Vernetzung mit Verbrauchern.
Der fertige Bericht ist auf der Website des Verbands veröffentlicht: 240430_Clusterreport.pdf (region-stuttgart.org)